Kaninchen und Meerschweinchen

Kaninchen und Meerschweinchen sind exotischer als man denkt. Kaninchen stammen aus Nordafrika und der Iberischen Halbinsel, die Meerschweinchen kommen ursprünglich aus Südamerika. Sie haben gemeinsam, dass ihre wilden Verwandten in Kolonien und in kargen Lebensräumen leben. Genau daraus ergeben sich auch Probleme in der Heimtierhaltung. Zum einen gibt es regelmäßig Schwierigkeiten bei der Vergesellschaftung dieser Tiere, innerartliche Aggressionen sind an der Tagesordnung. Zum anderen reagiert die Zahngesundheit dieser Tiere sehr empfindlich auf nicht artgerechtes Futter und häufige Zahnerkrankungen sind die Folge.
 

Kaninchen sind keine Hasen und auch keine Nagetiere!

Das Hauskaninchen gibt es in den verschiedensten Rassen, manche sind sehr groß und haben auch sehr lange „Löffel“. Dennoch sind auch diese Stallhasen Kaninchen. Und obwohl natürlich auch das Kaninchen ständig nachwachsende Zähne hat und immer was zum Nagen benötigt, ist es zoologisch gesehen kein Nagetier. In der Regel ist die Vergesellschaftung von Kaninchen und Meerschweinchen nicht sinnvoll.
Kaninchen gehören zu den Hasenartigen, sind aber mit dem Feldhasen kaum verwandt.

Kennst Du schon das Wildmeerschweinchen?

Die Familie der Meerschweinchen ist groß. Es gibt mehrere Arten, die sich in Aussehen, Habitat und Sozialstruktur unterscheiden. Unsere Hausmeerschweinchen gingen sehr wahrscheinlich aus dem Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii) hervor. Die Domestikation erfolgte vor 3000-6000 Jahren. Alle Arten leben ursprünglich in Südamerika und ernähren sich von raufaserreicher Kost: Gräser, Kräuter, Laub und Rinde.

Zahnerkrankungen

Die Zähne dieser Tiere sind spezialisiert auf das Zerkleinern von raufaserreicher Nahrung. Heu muss daher immer der Hauptbestandteil der täglichen Fütterung sein. Wird zu viel raufaserarmes Futter verabreicht, führt das zu überlangen Zähnen und Zahnfehlstellungen. Dies wiederrum lässt scharfe Zahnspitzen entstehen, die das Kauen erheblich einschränken und dazu führen, dass das betroffene Tier sich nicht ausreichend ernähren kann.
Krankhafte Veränderungen des Zahnapparates sind häufig.

Regelmäßige Zahnbehandlungen

Immer wenn Ihr Tier den Eindruck macht, dass es Hunger hat, aber nicht fressen kann, müssen wir schnell die Ursache finden und beheben. Für eine genaue Untersuchung des Zahnapparates müssen wir den Patienten sedieren und oft auch röntgen.
Der Patient schnüffelt am Narkosegas – so können wir ihn gründlich untersuchen und finden auch die kleinste Zahnspitze.

Empfindliche Verdauung

Nagetiere und Hasenartige leiden oft an Krankheiten, die auf eine falsche Ernährung zurückzuführen sind. Die Hauptprobleme sind ein zu schneller Futterwechsel und zu wenig Raufaser. So gibt es viele Probleme mit Kaninchen und Meerschweinchen, die nach langer Heufütterung während des Winters im Frühjahr zu schnell und zu lange Gras fressen dürfen. Gefährliche Aufgasungen des Magen-Darmtrakts und Durchfall sind dann oft die Folge.
In unserer Praxis kann dies behandelt werden, außerdem bieten wir Beratung zu Fütterungs- und Haltungsfragen.

Stress in der Gruppe?

Kaninchen und Meerschweinchen sind keine Pärchentiere und territorial sind sie auch. Das führt in der Heimtierhaltung oft zu Problemen. Die traditionelle Heimtierhaltung hat sich gewandelt und es ist wichtig sich noch vor dem Kauf mit den geforderten Mindestanforderungen vertraut zu machen - siehe Merkblatt TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz). Kastrationen dienen nicht nur der Abwehr einer unkontrollierten Vermehrung, sie erleichtern auch das harmonische Zusammenleben.
Aggressive weibliche Kaninchen werden oft durch eine Kastration friedlicher

Kaninchen-Impfungen nicht vergessen

Um tödlichen Infektionserkrankungen vorzubeugen, sollten Ihre Kaninchen geimpft werden. In der Heimtierhaltung sind insbesondere die Impfungen gegen die Myxomatose und die China-Seuche (RHD) von Bedeutung. Dies ist umso wichtiger, wenn es Wildkaninchen in der Nähe gibt oder Ihre Tiere auf Ausstellungen gehen.
Nur die Impfung schützt vor Kaninchenseuchen.

Parasiten

Hasenartige und Nagetiere sind anfällig für eine Reihe von Innen- und Außenparasiten. Besonders die Kokzidiose, eine innere Erkrankung, die durch einzellige Parasiten ausgelöst wird, stellt insbesondere für junge Kaninchen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. In der Kotprobe können wir mittels Mikroskop eine Diagnose stellen und schnell gezielt behandeln. Meerschweinchen haben oft Haarlinge und Milben. Diese müssen schnell erkannt und behandelt werden, bevor sie zu ernsthaften Infektionen führen.
Bild: Parasit im Mikrobild
Nicht alle Parasiten sind mit bloßem Auge zu sehen.